Offener Appell
In einem der reichsten Länder der Welt ist es inakzeptabel, dass immer mehr Menschen auf die Hilfe von Tafeln angewiesen sind. Die Tafeln, ursprünglich als Ergänzung gedacht, sind längst ein tragender Pfeiler im Kampf gegen Armut geworden. Doch diese Entwicklung zeigt vor allem eines: Der Staat zieht sich aus seiner Verantwortung zurück – und das muss sich ändern.
1. Armut ist keine Privatsache
Es darf nicht sein, dass Ehrenamtliche die Lücken füllen müssen, die eine Politik der Sparmaßnahmen hinterlässt. Existenzsicherung ist keine Aufgabe von Freiwilligen, sondern eine Kernaufgabe des Staates. Anstatt auf Tafeln zu verweisen, müssen Sozialleistungen so ausgestaltet werden, dass niemand auf zusätzliche Unterstützung angewiesen ist.
2. Strukturelle Probleme statt Symptombekämpfung angehen
Die steigenden Nutzerzahlen bei den Tafeln spiegeln die Versäumnisse einer Sozialpolitik wider, die sich zu oft auf kurzfristige Maßnahmen beschränkt. Nötig sind:
Angemessene Renten für Menschen, die jahrzehntelang gearbeitet haben.
Höhere Grundsicherung, die tatsächlich den Lebensunterhalt deckt.
Förderung von Bildung und Beschäftigung, um den Kreislauf von Armut zu durchbrechen.
3. Kein Sparen auf Kosten der Schwächsten
Eine Politik, die soziale Sicherung als Belastung betrachtet, gefährdet den sozialen Frieden. Die Ausweitung von Ehrenamtsarbeit, wie sie bei Tafeln oder in der Pflege sichtbar wird, führt dazu, dass der Staat sich weiter zurückzieht und grundlegende Aufgaben auslagert. Das darf nicht zur Normalität werden.
4. Verantwortung übernehmen
Die Politik muss endlich handeln:
Lebensmittelverschwendung stoppen und Tafeln gezielt unterstützen, um Engpässe zu vermeiden.
Soziale Ungleichheit verringern, indem Vermögende stärker besteuert und Umverteilungsmechanismen gestärkt werden.
Ehrenamt entlasten, anstatt es mit staatlichen Aufgaben zu überfordern.
Schlusswort
Es ist ein Armutszeugnis, wenn Menschen in einem reichen Land in langen Schlangen vor Tafeln stehen müssen, um Grundbedürfnisse zu decken. Die Politik darf nicht länger zuschauen, sondern muss Verantwortung übernehmen – für ein gerechteres, solidarisches Deutschland.
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